Biotopia ist tot. Es lebe das Deutsche - oder doch eher Bayerische? - Naturkundemuseum
Das Denkmalnetz nimmt den SZ-Artikel vom 19. September zum Anlass, auf eine Sanierung in Jena aufmerksam zu machen: "Der alleinige Hinweis auf die Asbestverseuchung wurde durch einen Hinweis auf die Schadstoffbelastung durch den Laborbetrieb ergänzt. Wir empfehlen den Verantwortlichen einen Besuch in Jena, wo kürzlich ein historisches Laborgebäude der Lebenswissenschaften kostengünstig saniert und in Betrieb genommen wurde. Dieses Beispiel zeigt auf, dass eine kosteneffiziente Instandsetzung auch bei Laborgebäuden möglich ist."
SZ-Artikel: "Ein Deutsches Museum für die Naturkunde - Neuer Name, neue Struktur, neuer Schwung: Am Nymphenburger Schloss soll das Naturkundemuseum Bayern entstehen - statt des bisher dort geplanten Projektes Biotopia"
"Was die Verkehrsanbindung betrifft, wird eine neue Busstation als Endstation am Neubau geplant, mit einem eigenen Aufenthaltsort für die Busfahrer. Nach denkmalpflegerischen Aspekten wurde der Fassadenentwurf von Staab grundsätzlich überarbeitet. Der von den Gegnern vielfach als „Fischmaul“ bezeichnete Eingang weicht einem klassisch proportionierten Tor."
UNSER FAZIT:
Neu ist eigentlich nichts: Bei genauem Betrachten der Staab-Perspektive zeigt die "aktuelle" Fassadengestaltung des geplanten Naturkundemuseums zu der Fassade Biotopias keineswegs - wie angepriesen - eine „Überarbeitung“ nach „denkmalpflegerischen Aspekten“. Es wird ein „klassisch proportioniertes Tor“ suggeriert, wo keines ist. Der Vergleich der beiden Ansichten zeigt, dass das Torhaus des Maria-Ward-Gymnasiums (rechts im Bild) weggeschnitten wurde. Um einen Unterschied zu erzeugen, wurde per Bildbearbeitung mit ausgewechselten Passanten getrickst. Im Gegensatz zur älteren Ansicht wurde das Bild in weicheres Licht getaucht. An der Ecke Maria-Ward-Straße/Johannisturm erhielt das Bild einen Baum, der dort nicht existiert und auch fehl am Platz ist.
Trotzdem freuen wir uns. Jetzt muss die Staatsregierung - oder Minister Blume - noch lernen, dass Abreissen und neubauen nicht klimaneutral ist.
Deutscher Verband für Kunstgeschichte hält Eintrag von Schloss Nymphenburg auf der Roten Liste aufrecht und ergänzt: Hochhäuser an der Paketposthalle beeinträchtigen Denkmalensemble
Ungemach droht dem Schlossensemble Nymphenburg durch die geplanten Festschreibungen in der Münchner Hochhausstudie (HHS) 2023 und den auf den Weg gebrachten Bebauungsplan für zwei Wolkenkratzer an der Paketposthalle. Mit einer geplanten Höhe von jeweils 155 Metern werden sich diese Türme, obwohl 1,9 km entfernt von Nymphenburg, unübersehbar in das Stadtbild einschreiben und Sichtachsen und Blickbeziehungen dauerhaft belasten.
https://kunstgeschichte.org/verband/rote-liste/schloss-nymphenburg/
29. September 2022
SZ im Lokalteil: "Es wäre hochnotpeinlich, wenn das Projekt jetzt nicht vorankäme"
dazu ein bisher nicht veröffentlichter Leserbrief aus unserer Bürgerinitiative:
Hochnotpeinlich
Bleibt Biotopia am Ende ein Utopia? fragt Martina Scherf. "Hoffentlich" antworte ich. Gerade weil Wissensvermittlung und Urteilsfähigkeit immer wichtiger werden, sollte auch Wissen vermittelt werden: im Museum selbst, aber auch über die Kritik an "Biotopia". Denn keineswegs handelt es sich um "Querschüsse aus der CSU". Parteiübergreifend hagelt es seit Jahren Kritik am geplanten Umgang mit dem Denkmalensemble Schloss Nymphenburg und an den Inhalten des Museums.
Schloss Nymphenburg wurde wegen der Biotopiaplanung vom Verband deutscher Kunsthistoriker in die Rote Liste der gefährdeten Baudenkmäler aufgenommen. Weil man diese Eintragung ignoriert und den SZ-LeserInnen vorenthält, darf gerade dieses Ziel der Wissensvermittlung zur eigenen Willensbildung stark bezweifelt werden.
Für den "Förderverein" um Auguste von Bayern und Randolf Rodenstock mag es "hochnotpeinlich" sein, wenn das Projekt nicht vorankommt, für die Staatsregierung hingegen nicht. Sie stellt es endlich auf den Prüfstand und sollte die Reißleine ziehen.
Das Ansinnen des Kunst- und Wissenschaftsministers(!), ein Museum zur Wissensvermittlung in private Hände zu geben, ist hingegen tatsächlich hochnotpeinlich! Oder offenbart, wie weit die Sponsoren aus der Biotechnologie notfalls gingen: Ihre Werbeplattform in Schloss Nymphenburg würden sie notfalls selbst bezahlen.
Deshalb bleibt Biotopia besser Utopia!
31. März 2022
Kulturmagazin "Capriccio" zu den Hochhäusern in München:
28. März 2022
Das Denkmalnetz Bayern warnt in einer Stellungnahme vor Hochhaus-Euphorie in München:
"Das 1,8 km entfernte Schlossensemble Nymphenburg – eine Gesamtanlage mit der Qualität eines UNESCO-Welterbes wird durch die Höhenentwicklung der Türme massiv beeinträchtigt. Betroffen sind der Schlossbau mit dem Rondell ebenso wie der Schlosspark mit den Wasseranlagen und den hochrangigen sog. Burgen. Dass man von dort aus ruhig ein Stück „demokratische Stadt“ (Michael Hardi) sehen dürfe, zeigt, wie wenig Verständnis für die Schlossanlage und ihre einmalige barocke Architektur bei den Entscheidungsträgern vorhanden ist. Die Simulation mit Höhenballons am 30.09.21 machte die nachhaltig-negativen Auswirkungen der geplanten 155 m hohen Türme anschaulich sichtbar. Das wusste man übrigens bereits 2004 nach einem Ballonversuch an fast identischer Stelle. Die Stadt München befürchtete damals, den Hochhausentscheid wegen der Beeinträchtigung von Schloss Nymphenburg zu verlieren. Die Höhe der Friends-Tower an der Friedenheimer Brücke wurde deshalb noch vor(!) dem Bürgerentscheid reduziert.
Der aktuelle Ballonversuch zeigt die Auswirkungen der zwei maßstabslosen Wolkenkratzer auf die gesamte Stadt. Die Türme werden das Stadtbild Neuhausens beschädigen, den Blick auf das Alpenpanorama ganz erheblich beeinträchtigen ebenso den Blick von Schloss Dachau auf die Alpenkette."
"Die aktuell geplanten 155m hohen Wolkenkratzer werden die gewachsene Topologie der Stadt München nachhaltig beeinträchtigen. Sie marginalisieren die denkmalgeschützte Paketposthalle und auch viele andere Denkmäler und Denkmalensembles im Stadtviertel Neuhausen-Nymphenburg. Sie beschädigen massiv das Nymphenburger Schloss- und Parkensemble. Damit gefährdet die Stadt München eine Barockanlage von Weltrang, die bereits wegen BIOTOPIA in der sog. Roten Liste der deutschen Kunsthistoriker geführt wird."
Die gesamte Stellungnahme zum Nachlesen:
https://www.denkmalnetzbayern.de/uploads/29995198bf24ea52ec2abaf00a9575df.pdf
Dezember 2021
Im Standpunkteheft des Münchner Forums äußert sich der renommierte Kunsthistoriker und ehem. Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum in Berlin, Prof. Dr. Hans Ottomeyer kritisch zum Museumskonzept Biotopias:
05. Mai 2021
BR24, "Darüber spricht Bayern":
https://www.br.de/nachrichten/bayern/streit-um-museums-neubau-am-schloss-nymphenburg,SWSdDfO
BR Abendschau der Süden:
https://www.br.de/mediathek/video/biotopia-streit-um-museumsneubau-am-schloss-nymphenburg-av:6092f2de981d270007657b39
03. Mai 2021
Das Denkmalnetz Bayern ist ebenfalls der Auffassung, dass die Gesamtanlage von Schloss Nymphenburg durch den Neubau und die daraus folgende Infrastruktur erheblich beeinträchtigt werden würde und unterstützt mit allem Nachdruck die Online-Petition.
https://www.denkmalnetzbayern.de/index.php/menueeintrag/index/id/17/seite_id/2889
29. April 2021
Der Aktionskreis für Schloss Nymphenburg startet eine Online-Petition.
https://www.openpetition.de/petition/online/biotopia-im-schloss-nymphenburg-stoppen
25. März 2021
Der Verband deutscher Kunsthistoriker hat Schloss Nymphenburg in die Rote Liste der gefährdeten Baudenkmäler aufgenommen:
"Der geplante Neubau für das Museum BIOTOPIA würde die Erscheinung des Schlosses beschädigen und widerspricht der ursprünglichen Konzeption der Anlage."
https://kunsthistoriker.org/verband/rote-liste/schloss-nymphenburg/
05. Februar 2021
Im Übrigen.
Seit dem 16. Jahrhundert haben alle Werke der Baukunst drei wesentliche Qualitäten, die Ebenmaß und Schönheit ausmachen. Dies sind Symmetrie, Einheitlichkeit und Proportionen durch Gleichmaß und Goldenen Schnitt. Sie definieren den Baukörper und machen seine Wirkung aus. Jede Störung wird als Verletzung und Beschädigung gesehen. Die Axialität ist die Grundlage der Architektur und begründet ihren Kanon in Grundriss und Aufriss. Dies macht die Körperhaftigkeit der Architektur aus. Das Bauwerk gewinnt seine Qualität durch die Einheitlichkeit des Baumaterials, der Farbigkeit und den Elementen der Gliederung und des Ornaments. Eben dies ist in Schloss Nymphenburg konsequent angewendet und entsprechend umgesetzt. Je vollkommener ein Werk der Baukunst ist, umso empfindlicher ist es gegenüber Eingriffen. Das großartige Bauwerk mit seinem Pavillonsystem folgt in seiner Struktur Regeln der Komposition, die es zum Kunstwerk machen. Daran haben sich umsichtig und vorsichtig Generationen von Architekten gehalten, welche die Schlossanlage vom 17. bis ins. 20. Jahrhundert konsequent ausbauten, weil sie die Grundstrukturen des Baus erkannten. Das Schloss ist kein Konglomerat mit Anbauten und Zubauten, sondern ein herausragendes homogenes Werk der Baukunst, bei dem Struktur, Licht und Farbe den Eindruck der Einheitlichkeit ausmachen. Das Ganze steht im Einklang mit seinen Teilen. Verletzungen des Kunstwerks stören empfindlich seine beabsichtigte Wirkung. Mit äußeren Merkmalen wie Traufhöhe, Firsthöhe, Kubatur und Linienführung wird ein Bauwerk hingegen nicht erfasst und ein Baudenkmal nicht beschrieben, das andere Qualitäten besitzt.
© Hans Ottomeyer, 02/2021
20. Janurar 2021
Die Fenster des Instituts für Genetik wurden im Dezember 2020 vom Museum Mensch und Natur mit einem Adventskalender bespielt. Dieser zeigte: das Bestandsgebäude hätte Potenzial. Nun regt sich erneut Widerstand.
25. November 2020
Erstmals fragt die SZ zu den geplanten Hochhäusern kritisch nach:
"Er räumt ein, dass die Türme, wenn die Stadt den Bau erlaubt, vom Schloss aus zu sehen sein wären. Er selbst sähe darin eine "Bereicherung". Das müsse aber jeder für sich beurteilen. Man habe auch ein Bild, das den Sichtbezug zeigt, bei einer Informationsveranstaltung "ehrlich vorgestellt". Die Anfrage, ob er das Bild für Berichterstattung freigebe, lässt Büschl unbeantwortet. Zuvor hatte er erklärt, dass die Visualisierungen überarbeitet würden."
Wir kommentieren: Soviel zur Überzeugung des Investors Büschl, die Stadtgesellschaft stünde hinter dem Projekt. Tut sie nur, solange sie mit peinlich geschönten Perspektiven getäuscht wird.
"Wenn er es sich einfach gemacht hätte, hätte er geplant, was "ganz wenige sogenannte Denkmalschützer fordern: ein langweiliges, gleichförmiges, austauschbares Stück Stadt", so Büschl."
Wir kommentieren: Nein, wünschen sich die Denkmalpfleger nicht. Sondern Rücksichtnahme auf ein nicht langweiliges, und nicht austauschbares Denkmalensemble in München: Schloss Nymphenburg! Damit sich die Stadtgesellschaft an dieser einzigartigen Schloss- und Parkanlage weiterhin "bereichern" kann.
09. November 2020
Das Denkmalnetz Bayern kommentiert die Berichterstattung im Bayerischen Fernsehen am 01.11.2020:
Folgt man der „tagesaktuellen“ Kartierung in der Denkmalliste der dafür zuständigen Fachbehörde (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), dann besteht die Nymphenburger Schlossanlage in München aus einem Ensemble, das Gebäude, Grundstücksparzellen, Park oder Gewässer umfasst. Und weil ein Ensemble als Baudenkmal definiert ist, steht die kultur- und kunstgeschichtlich hochrangige Gesamtanlage demnach unter Denkmalschutz. Bei näherer Betrachtung aber zeigt sich: das Schlossgebäude selbst ist lediglich als Fragment eines Baudenkmals ausgewiesen. Es fehlt etwa die Hälfte des Nordflügels, der nach 1945 wiederaufgebaut wurde. Allerdings bestimmt dieser Trakt die symmetrische Figuration der Schloss-Architektur ganz wesentlich mit, ist also schlicht unentbehrlich.
Im älteren Baubestand dieses Nordflügels ist seit drei Jahrzehnten das vielbesuchte Museum „Mensch und Natur“ eingerichtet, das künftig unter der Bezeichnung „Biotopia“ wesentlich erweitert werden soll. Als Ersatz für den wiederaufgebauten Bauteil der 1960er Jahre ist ein im Rahmen eines Architekten-Wettbewerbs prämierter Neubau vorgesehen. Nach der o.g. Berichterstattung hat der inzwischen modifizierte Entwurf die unbedingte Zustimmung auch der Denkmalfachbehörde gefunden, geblieben ist jedoch u. a. der, den barocken Fassaden wenig zuträgliche, überdimensionierte Zugang vom Schloss-Rondell aus.
Bleibt nur die Frage: Wie zeitgemäß ist das Vorhaben? Sieht man einmal davon ab, dass der Standort des Museums, etwa mit dem dazu gehörenden Individualverkehr, seit jeher mit der historischen Situation kaum vereinbar ist (Parkplätze vor der Hauptansicht des Schlosses), läge es doch nahe, die benötigten Ausstellungsflächen in den bestehenden Gebäuden unterzubringen. Um Gedanken von Wieder- bzw. Weiterverwendung von Baubestand, dessen Reparatur, Grauer Energie, überhaupt Ressourcenschonung, ins Spiel zu bringen könnte man doch – zumindest – einen Kostenvergleich zu einem Neubau anstellen. Anlässlich der Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege im Rahmen der o.g. Berichterstattung, hätte man sich eine solche Anregung von dortiger Seite gewünscht und erwartet. Dies wäre der gebotenen Vorbildwirkung der öffentlichen Hand entgegengekommen und, nicht nur wegen des Corona-Virus, zeitgemäß gewesen. Denn: der Landesdenkmalrat, ein Beratergremium der Staatsregierung, hat vor Kurzem mit einer Resolution vom 24.Juli 2020 genau diese – eben tagesaktuelle – Zielrichtung eingefordert. Nachgereicht sei schließlich die Frage nach der Vorbildwirkung der öffentlichen Hand im Umgang mit deren Denkmalbestand. (vgl. https://www.stmwk.bayern.de/download/20658_Beschl%C3%BCsse-des-Landesdenkmalrats-vom-24.07.2020.pdf)
https://www.denkmalnetzbayern.de/index.php/menueeintrag/index/id/17/seite_id/2787
03. November 2020
Presseerklärung
BIOTOPIA in Schloss Nymphenburg: Greenwashing hinter Fassadenkosmetik?
Anlässlich des am 1. November 2020 ausgestrahlten BR-Films „Umstrittene Pläne fürs neue Naturkundemuseum“ https://www.br.de/mediathek/video/nymphenburger-schloss-umstrittene-plaene-fuers-neue-naturkundemuseum-av:5f9dd86aca6ec6001be60130 und der geplanten Eröffnung des BIOTOPIA Labs im Botanischen Garten äußert sich die Bürgerinitiative Gemeinsam für Schloss Nymphenburg
Überarbeitete Fassadengestaltung:
Die minimal vorgenommenen Änderungen an den Fassaden verhindern weiterhin, dass sich der Neubau in das streng achsensymmetrische Schlossensemble einfügt.
Das Störendste an dem Entwurf ist, dass Staab Architekten ein eigenes, dem Schloss fremdes Gliederungsschema einführt.
Die Fensteröffnungen fügen sich weder in ihren Formaten noch in ihrem Rhythmus ein. Die kritisierten zu groß dimensionierten Zugangsbögen an der Ost- und Westseite wurden nicht verändert. Sie werden bei der in München vorherrschenden Luftströmung in West-Ost-Richtung dem Museumshof die Aufenthaltsqualität nehmen. Es wird dort schattig und zugig sein.
Der Neubau soll nun durch ein horizontales Band zwischen Erd- und Obergeschoss gegliedert werden. Solche horizontalen Bänder gibt es im Nymphenburger Schlossensemble nur an den höherrangigen Schlosstrakten. Es existiert also am direkt anschließenden Gebäudetrakt, ist aber am spiegelbildlichen Vorbild der Schwaige nicht vorhanden. Damit greifen Staab Architekten erneut willkürlich Stilelemente aus dem Formenkanon der Schlossanlage auf und lassen tieferes Verständnis nach wie vor vermissen.
Wir begrüßen, dass die goldfarben eloxierten Fensterumrahmungen aus Aluminium nach unserer Kritik aufgegeben wurden. Zu beanstanden bleibt jedoch, dass das Farbkonzept der Schlossanlage nicht aufgenommen wird. Dadurch wird die Einheit von Schloss und Rondell zerstört. Die fehlende Farbigkeit des aktuellen Entwurfes nimmt dem Bau die Auffälligkeit und Sichtbarkeit, das ist grundsätzlich positiv zu sehen. Jedoch: Wenn der Bau sich nicht mehr deutlich hervorheben soll, wozu braucht er dann überhaupt noch große Torbögen und eine fremde Gliederung?
Das Dach ist unverändert. Die Dachgestaltung ist für den Neubauentwurf schlüssig, funktioniert jedoch im - von Schleppgauben und Biberschwanzdeckung geprägten - Schlossensemble nicht.
Verfehltes Museumskonzept
Ursprüngliches Ziel eines neuen Naturkundemuseums war die Vernetzung der acht staatlichen naturwissenschaftlichen Schaumuseen und des Botanischen Gartens sowie die Aufarbeitung und Präsentationen der fünf naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns aus Zoologie, Botanik, Geologie, Mineralogie und Paläontologie. Ein Museumskonzept, das diese Sammlungen übergeht, sowie das durch die BayWa Stiftung mit 800.000 EUR finanzierte BIOTOPIA LAB lässt für dieses „Naturkunde“-Museum massive Einflussnahme der Industrie erkennen. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ein-ort-fuer-kinder-und-jugendliche-die-neugier-muss-warten-1.5099536!amp
Schon Anfang des Jahres äußerte sich der langjährige Gründungsdirektor des Museums Mensch und Natur Dr. Hans-Albert Treff kritisch zu BIOTOPIAs Umgang mit Bayerns naturkundlichen Erbe und dessen verhinderter Präsentation.
https://www.gemeinsam-nymphenburg.de/index.php/bauvorhaben/projekt-biotopia
Drastischer Kostensprung
Erstmals öffentlich benannt werden die momentan geschätzten Baukosten in Höhe von aktuell 200 Millionen. 2015 wurde die Bausumme mit 87 Millionen Euro angegeben. Die zuletzt 2017 genannten Kosten lagen bei 95 Millionen Euro. Die derzeitigen Kosten entsprechen damit 230 Prozent der ursprünglich veranschlagten Baukosten.
Wir fordern:
Gerade in Zeiten der SARS-CoV-2-Pandemie ist es dringend angezeigt, alternativ zu untersuchen, wie das renommierte Museum Mensch und Natur in den Bestandsbauten angemessen und mit überarbeitetem Museumskonzept fortbestehen kann.
Günstigere und denkmalgerechte Alternativen müssen jetzt überprüft werden.
Der Bestandsbau ist - unbestritten - ein Gebäude des Ensembles Schloss Nymphenburg. Damit schließt sich nach dem Bay. Denkmalschutzgesetz ein Abbruch aus, denn das äußere Erscheinungsbild des Ensembles ist zu erhalten!
Die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt München als Schutzbehörde, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege als oberste Fachbehörde und das zuständige Ministerium des Freistaats Bayern sind per Denkmalschutzgesetz verpflichtet, den geplanten Abbruch der Gebäude im Ensemble zu verhindern!
Gemeinsam für Schloss Nymphenburg
München 03.11.2020
Weitere Informationen unter
https://www.gemeinsam-nymphenburg.de/
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
01. November 2020
Acht-minütiger Beitrag im BR zum weiterhin umstrittenen Neubau in Schloss Nymphenburg und zu unserer Initiative, Schloss Nymphenburg in die Welterbeliste aufzunehmen:
Die Studie von Maja Hoffmann, Johannes Klühspies und Doris Fuchsberger zu Potentialen und Barrieren einer Nominierung finden Sie unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Nymphenburg bei den weblinks und hier:
https://www.researchgate.net/publication/338119675_Schloss_Nymphenburg_-_Potentiale_und_Barrieren_einer_Nominierung_als_UNESCO_Weltkulturerbe
30. August 2020
Der Deutschlandfunk sendet anläßlich des 175. Geburtstag von König Ludwig II. einen Beitrag, bei dem unsere Initiative mitwirkte. Am Ende wird sogar BIOTOPIA, der geplante Neubau im Nymphenburger Nordflügel, thematisiert. Wir freuen uns sehr, dass damit erstmals ein überregionaler Sender über dieses kritische Bauvorhaben berichtet.
Nymphenburger Schlosspark in München - Fantasiereich für Müßiggang und Sorglosigkeit
Max Emanuel, Kurfürst von Bayern zwischen 1679 und 1726, baute Schloss und Park Nymphenburg zur Sommerresidenz aus. Durch seinen Kunstsinn sowie den seiner Nachfolger ist der Park bis heute in ein geradezu mythisches Licht getaucht. Doch die kunstvolle Welt von Nymphenburg ist in Gefahr.
zum Hören:
02. Mai 2020
Neben dem Bauvorhaben BIOTOPIA, bedroht Schloss Nymphenburg noch ein anderes geplantes Bauprojekt:
"155 Meter: geht gar nicht. Allenfalls 60 Meter hoch dürften die beiden Türme neben der Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke aus Sicht der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung werden. So niedrig also, dass sie von Schloss Nymphenburg aus und dem Rondell davor nicht zu sehen seien, denn der Blick auf zwei derart gen Himmel ragende Klötze würde die denkmalgeschützte, weltberühmte Barockkomposition des Schlosses und seiner Garten- und Parklandschaft beträchtlich stören. Bei den Planungen für dieses Areal müsse man sich an den Vorgaben für den Bebauungsplan Birketweg (ebenfalls an der Friedenheimer Brücke) orientieren, die vor Jahren eine maximale Höhe von 60 Metern zugelassen haben, fordert der Präsident der Schlösserverwaltung, Bernd Schreiber."
Wir teilen diese Einschätzung und versuchen bereits seit der ersten Veröffentlichung 2019 Bürger und Politiker auf dieses Problem aufmerksam zu machen.
"Zu einer Forderung aus der Neuhauser Bürgerversammlung im Herbst 2019, dem Bau der 155 Meter hohen Zwillingstürme nicht zuzustimmen und die Zustimmung oder Ablehnung der Münchner zum Hochhaus-Vorhaben auf dem Paketposthallen-Areal in einem Bürger- oder Ratsbegehren zu klären, verweist Elisabeth Merk darauf, dass ein Ratsbegehren derzeit nicht vorgesehen sei."
Zitiert aus: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/neuhausen-nymphenburg-hoechstens-halb-so-hoch-1.4894368
15. September 2019
Trotz des herrlichen Wetters füllten rund 100 Personen am 15. September 2019 den Johannissaal von Schloss Nymphenburg. Das Münchner Forum und die Bürgerinitiative Gemeinsam für Schloss Nymphenburg hatten zu einer Podiumsdiskussion geladen. Es ging um nichts Geringeres als um die Zukunft des Nymphenburger Parks.
Genaueres findet sich in den aktuellen Standpunkten (10/2019) des Münchner Forums:
https://muenchner-forum.de/wp-content/uploads/2019/10/Standpunkte_10_2019_Messestadt.pdf#page=27